Schriftsteller Honoré de Balzac soll, wie Ludwig XIV., ein großer Fan von Rosé-Wein aus Tavel (südliche Rhône) gewesen sein. Als Franzose (geboren an der Loire, gewirkt und gestorben in Paris) dürfte er auch Zugang zu verschiedenen anderen Stilen gehabt haben, darunter auch eine recht frische „Erfindung“: der Champagner.
„Großartige Liebesaffären starten mit Champagner und enden mit Kräutertee.“
Honoré de Balzac
Seinen Namen trägt nun ausgerechnet aber eine bullige, rote Traube, die ursprünglich aus Spanien kommt: Monastrell. Okay, das hat man schon mal gehört. So richtig geläufig dürfte vielen aber der französische Name Mourvèdre sein (die letzten beiden Silben bitte schön nasal aussprechen – bringt zehn Punkte auf der Weinsnob-Skala).
Balzac: Bullig bis Brombeere
In Südfrankreich, vor allem an der südlichen Rhône, ist sie fester Bestandteil der sogenannten GSM-Couvée: Grenache, Syrah und eben Mourvèdre. In der Provence, besonders in Bandol, wird sie sogar gut und gerne reinsortig für Rosé verwendet. Allerdings ist hier Winzergeschick gefragt: Bei der Vergärung entwickelt Mourvèdre nämlich nicht selten eine recht derbe, animalische Note. Wird Stallgeruch bei Rotwein goutiert beziehungsweise – je nach Geschmack – auch geradezu eingefordert, bleibt Mr. Ed zu einem leichten Rosé-Gedeck doch ein ungebetener Gast.
Schwergewicht aus dem Süden
Obwohl die Pferde also manchmal mit der Mourvèdre durchgehen, schützt sie ihre dicke Beerenhaut vor einigen Pilzkrankheiten sowie vor starker Kälte und Hitze. Insofern erfreut sie sich bei Winzern im äußersten Süden Spaniens und Frankreichs reger Beliebtheit. Mourvèdre neigt aber auch zu alkoholstarken Weinen, die dann wirklich eher an einen Schriftsteller mit schweren Knochen als an ein ätherisches Wesen erinnern. Bei den Primäraromen setzt sich typischerweise vor allem Brombeere durch.
Lediglich in Charmante im Südwesten des Landes dürfte man bei der Bestellung eines Balzac ein Glas Wein bekommen; überall anders ein Buch.