Willkommen zum zweiten Teil unserer (Wein)berg-Besichtigungstour durchs Elsass. Nachdem wir im ersten Teil den Blumenberg, den Florimont, bestiegen haben, geht es nun hurtigen Schenkels auf den Zotzenberg.
Bevor es losgeht und die Wanderschuhe geschnürt werden aber noch einmal im Schnelldurchlauf: Das Elsass ist, gleich nach dem Roussillon, Frankreichs regenärmstes Anbaugebiet. Das liegt maßgeblich an den Vogesen, in deren Gipfeln die Tiefdruckgebiete aus dem Nordwesten hängenbleiben. Also schön eincremen, damit es keinen Sonnenbrand gibt. Was wir aber nicht brauchen: Besondere Utensilien für UV-Schutz bei Höhensonne, denn der Zotzenberg liegt im Tale eines Berghanges oberhalb vom Örtchen Mittelbergheim.
Wir befinden uns also grob zwischen dem pittoresken Straßburg und dem noch pittoreskeren Colmar (Foto oben), direkt an der Elsässer Weinstraße. Und verstecken muss sich Mittelberheim schon mal gar nicht, schließlich wurde es von der Vereinigung „Les plus beaux villages de France“ zu einem der schönsten Dörfer des Landes gewählt (das heißt in Frankreich schon was).
Silvaner auf dem Zotzenberg gefragt
In einem früheren Artikel haben wir uns der Rebsorte Silvaner beziehungsweise ihren Synonymen gewidmet. Außerhalb Deutschlands wird diese ursprünglich aus Österreich stammende Sorte allerdings kaum noch angebaut (nicht mal in Transilvanien!). Die große Ausnahme ist hier aber Frankreich, genauer: das Elsass.
Und jetzt wird die Traube rund: Der Zotzenberg ist der einzige der 51 Grand Crus, in dem Silvaner als Rebsorte zugelassen ist. Allerdings müssen sich die Augen an die hiesige Schreibweise gewöhnen: Sylvaner wird im Elsass in der Regel mit y geschrieben. Mit dieser Schreibweise sind die Franzosen im Scrabble punktemäßig natürlich klar im Vorteil. Bei Spätburgunder (französisch: Pinot Noir) wendet sich das Blatt dann aber wieder unseren Gunsten …

Was alle Elsässer Grand Crus gemeinsam haben: Kalk-Lehm-Böden und dass sie – viel Sonne, wenig Niederschlag – muskulöse Tropfen ins Glas bringen. Per Gesetz müssen die Weine ein Mindestmaß an 11 Prozent Alkoholvolumen aufweisen, bei Gewürztraminer sind es sogar 12,5 Prozent.
Apropos: Das Weingut Boeckel, eben aus besagtem Mittelbergheim, hat auch einen wunderbaren Gewürztraminer auf die Flasche gezogen (im Elsass wird auf Umlaute verzichtet und „Gewurztraminer“ aufs Etikett gedruckt). Dieser trockene Wein passt ganz hervorragend zu einem Münster-Käse oder vielen Gerichten der asiatischen Küche (spicy!). Lagerfähig ist er ebenso – wer ihn also vorerst in den Keller legt, hat noch ein echtes Els-Ass im Ärmel.